Lesen Sie hier einen Reisebericht von einer Imkergruppe, die mit uns auf der Azoreninsel São Miguel unterwegs war.
Vielen Dank an die Gruppe für den sehr interessanten und ausführlichen Bericht über Ihre Reise.


Eine Imkerreise auf die Azoren

 

Wenn der Wetterbericht das „Azorenhoch“ ankündigt, hören wir Westeuropäer das gerne. Die Imker begrüßen das Hoch besonders freudig, beschert es den Bienen doch milde Temperaturen und vielleicht sogar Sonnenschein. Wie muss es so schön sein, - da, wo das Hoch entsteht! Genau da hin wollten die Imker im April 2017 fliegen.

In der Hauptstadt Ponta Delgada auf der größten der neun Azoreninseln bezogen wir unser Hotel direkt an der Uferpromenade, gegenüber dem Seglerhafen. Der erste Tag wurde dazu genutzt durch die Stadt zu wandern. Basalt und Tuff erinnern uns an den vulkanischen Ursprung der Insel. In der Hauptstraße stehen noch die Herrenhäuser der reichen englischen Orangenhändler. Ja, der Orangenanbau florierte hier im 18. Jahrhundert. Zu jener Zeit galten Orangen als Luxusgut und waren nur im Winter erhältlich. Jede Frucht wurde reif geerntet und einzeln in trockene Maisblätter gewickelt. Der gewaltige Erfolg des Orangenhandels brach ein, als eine Krankheit alle Orangenhaine innerhalb von 2 Jahren vernichtete.

 

 

In der lebhaften Markthalle (Mercado da Graca) werden die landwirtschaftlichen Erzeugnisse der Insel an den Mann gebracht: wilder Ingwer, Zwiebeln, Paprika, Zitronen, Tomaten, kleine Bananen wie auf Madeira und auch die heimische Yams-Wurzel. Was ist Yams? „So was wie Kartoffel, schmeckt nach gor nix.“, lautet die schwäbische Erklärung. Zusammen mit Räucher- und Blutwurst werden wir Yams ein paar Tage später essen. Gekocht wird das leckere Mahl (-nein, nicht auf dem Herd!-) tief unten in der heißen Erde!

Tags darauf führt uns der Bus vor die Tore der Stadt, nach Faja de Baixo. Wir wollen sehen, wo die Ananasfrüchte wachsen. Wer sie auf Bäumen sucht, nimmt erstaunt zur Kenntnis, dass er nicht nach oben, sondern nach unten in die niedrigen Gewächshäuser schauen muss. Nach dem Orangen-Desaster suchten die Landwirte nach Alternativen, nach subtropischen Pflanzen, die auf den Azoren gedeihen könnten, z.B. Ananas oder Tee. Man brachte verschiedenartige Pflanzen von den Philippinen mit, unter anderem Bromelien, in deren Herz sich eine Blüte bildet, die zur Ananas heranreift. Im Gewächshaus stehen die Bromelien mit 60cm – Abständen in Reihen. Aus einem Wurzelstock treiben bis zu 4 Pflanzen. Es dauert 2 Jahre, bis die Ananas erntereif ist. Eine typische Imkerfrage: Brauchen die Bromelien Insektenbestäubung? „Nein“, sagt unser deutschsprachiger Reiseleiter, „die Bestäubung benötigt eine Rauch-Operation.“ Wie bitte? Ja, das geht so: Die Blätter des australischen Klebsamens, die wie Lorbeer aussehen, aber etwas schmaler sind, werden verglüht. Dies erzeugt einen Rauch, der in das Gewächshaus einströmt, wenn die Blüten Pollen gebildet haben. Der Rauch bewirkt die gleichmäßige Verteilung des Blütenstaubs und lässt ihn in die tief liegenden Blüten hinabgleiten. Dank der Räucherei werden die Früchte eines Hauses gleichzeitig reif.

Mit einer Ananaslikörprobe schließen wir die Besichtigung ab und fahren weiter, nach Arrifes, zu einer Farmergenossenschaft, die es schon 90 Jahre lang gibt. 1927 führte man holsteinisch – friesische Kühe aus den USA (!) ein. Gegenwärtig leben mehr Kühe auf den Azoren als Einwohner. Durch den Austausch der Stiere konnte die Milchleistung erhöht werden. 1 ha Land ernährt 3 Kühe. Sie stehen ganzjährig auf der Weide.

Unsere Tour führt uns weiter zu zwei wunderschönen Seen, zum blauen und zum grünen. Sie liegen ganz oben im Bergmassiv, dicht beieinander. Auf dem mit Hortensien bekränzten, 300m hohen Aussichtspunkt Vista do Rei verweilen wir und schauen hinab in den Vulkankrater, in die Caldhera und sehen die enge Stelle, an der sich das blaue mit dem grünen Wasser mischt. Viele wundersame Geschichten ranken sich um das verwunschene Fleckchen Erde.

 

 

 

Dann geht es weiter zum westlichsten Punkt der Insel: Nach Mosteiros. Im Dorfrestaurant genießen wir, was die Insel hergibt: Rind, Huhn, Fisch oder Octopus und laufen zum Aussichtspunkt Lomija da Forte. Der Blick aufs Meer ist uns Landratten auf dieser Reise oft vergönnt, und er wird uns nie langweilig.

So erfrischt fahren wir zum Bienenstand eines Imkers in der Nähe von Ginetes. Seine wehrhaften Insekten gehören zu einer einheimischen Rasse, die aus der Kreuzung der Italienerbiene mit der Caucasica entstand. Er legt Wert darauf, dass sie nicht afrikanisiert sind. (Wir hatten so einen Verdacht!) Sie leiden nicht unter Krankheiten. Bienen einzuführen ist verboten. Bereits jetzt, Anfang April, haben die Völker Honig eingetragen. Der Imker erzählt, dass er nicht füttern muss. Die Bienen finden immer etwas.

Am Tag darauf haben wir wieder Lust auf Meer. Von keinem Punkt der Insel ist es weit bis zur Küste. Nahe Sao Roque rauschen die Wellen heran und brechen sich an der schwarz-rot-grauen Lava. Auf den Überresten eines alten Forts klettern die Reisenden herum und freuen sich an der weiten Szenerie.

In Lagoa, wo die Grundstücke teurer sind als in der Hauptstadt, hat sich eine Töpferei angesiedelt. Der Ton der Azoreninsel Santa Maria wird hier zu schönsten Gefäßen geformt, von Hand auf der Drehscheibe.

Wieder im Bus fahren wir die Küstenstraße entlang. Wir machen Halt auf der Anhöhe über den Gemüsefeldern und werden von einer Bauernfamilie begrüßt, die das erste Mal Besucher empfängt. Sie sind liebenswürdig bestrebt, uns alles genau zu erklären. Von Hand ist gerade die Karottenernte im Gange. Die Begegnung mit der bäuerlichen Landwirtschaft gefällt uns sehr. Daher sind wir erfreut, in wenigen Kilometern Entfernung eine weitere Familie kennenzulernen, die sich hauptsächlich um die empfindlichen Orangen kümmert, aber auch Süßkartoffeln, Zwiebeln und Physalis gehören zur Produktpalette.

Oberhalb von Ribeira Grande erwartet uns, vor einem weißen Herrenhaus, schwarz abgesetzt, die Familie der Pferde- und Blumenzüchter. Ein Sohn des Hauses sitzt im schwarzen Anzug mit breitkrempigem Hut, stolz wie ein Spanier, kerzengerade auf dem Schimmel, ein Bild von einem Mann und ein Bild von einem Pferd! Der Schimmel, ein Lusitano, stammt tatsächlich aus Spanien, wurde aber auf Sao Miguel gezüchtet. Ganz langsam kommen Pferd und Reiter auf uns zu, halten an, der Reiter zieht den Hut. Das ist mal eine Begrüßung! Nach den ersten Worten geht das Pferd rückwärts zur Ausgangsposition. Eine besonders beeindruckende, weil schwer für das Tier zu erlernende Dressur. Wir fühlen uns geehrt. Wie bei einer Königsaudienz – bei der man sich auch rückwärts wieder entfernt!
Jetzt begeben wir uns auf das Blumenfeld am leichten Hang. Der Vater erklärt, dass viele Pflanzen von Neuseeland hierher gebracht wurden. Allein 25ha haben sie für Proteen vorgesehen, mehr als in Kalifornien. Weitere 10ha für Cala und andere Blumen. Die Familie lebt davon, sie in alle Welt zu verkaufen. Durch die alte Platanenallee spazieren wir auf dem weiträumigen Gelände zu einem neuen Gebäude mit riesigem Fenster. Wir setzen uns zu gemütlichem Mahle und Tranke und haben alle gute Sicht auf den Vorplatz, auf dem uns eine einmalige Show der Lusitano – Pferdedressur geboten wird. Das vergessen wir nicht so schnell!

 

 

 

Danach wird Ribeira Grande, die Küstenstadt des Nordens besichtigt und in der Pause unter uralten Bäumen ausgeruht.

Dann geht es hinauf in die Berge, wo ursprüngliche Vegetation zu entdecken ist. Zu Fuß gelangen wir, begleitet von Riesenfarnen und japanischen Sicheltannen zum Wasserfall Caldeira Velha. Durch all das Grün fließt das Wasser in eine Art natürliche Badewanne. Dank der Geothermie ist das Wasser schön warm. Der Tagesausflug  endet auf einem Aussichtspunkt hoch oben über den Bergen. Wir blicken auf den See „Lagoa do Fogo“ – den Feuersee.

Am nächsten Tag steuern wir Furnas an, ein Städtchen, in dem aus vielen Löchern der Erde heißer Wasserdampf aufsteigt. Früher fürchteten sich die Leute vor dem Brodeln der Erde, aus der mit dem Dampf ein starker Schwefelgeruch aufstieg. Zuerst streifen wir, jeder auf eigene Faust, im Paradies des Botanischen Gartens „Parque Terra Nostras“ umher. Es ist wunderschön! Der Park ist in Areale mit unterschiedlichen Schwerpunkten unterteilt. Mal sind Alleen mit alten Charakterbäumen wichtig, mal die Kamelien-Hecken, mal Palmenarten, mal die Riesenfarne. Auf dem Rückweg kommen wir noch am Badesee des Parks vorbei. Sein Wasser ist natürlicherweise 38°C warm. Dank der vulkanisch heißen Quellen stieg Furnas zu einem Kurort auf.

Vom Parkplatz aus fahren wir zu dem abgesperrten Gebiet der heißen Erde, wo unser Essen schon ca. 6 h lang unterirdisch bei 70 bis 90°C vor sich hin schmurgelte. Es gibt das Sonntagsessen Cozido. In einem Metalltopf werden Fleisch (Schwein, Rind, Geflügel), Gemüse (Grünkohl, Weißkraut, Karotten), Kartoffeln und Yams in wechselnden Schichten eingelegt. Die Wurst bildet die oberste Lage, dann Deckel drauf und ab in die Erde, in eine Tiefe von ca 1m. Wir schauen noch zu, wie der Topf mit Stangen aus dem Erdreich gehoben und rasch ins Auto verfrachtet wird. Nun noch schnell ein Gruppenfoto, dann fahren wir unserem Essen hinterher zur Gastwirtschaft „Tonis“ im Dorf. In der Küche wird es auf Platten verteilt und dampfend auf unsere Tische gestellt. So interessant wie die opulenten Vorbereitungen waren, so ungewöhnlich gut schmeckt das Essen.

Am Sonntag besuchen wir einen weiteren Imker. Auf 30 Standorten hält er 400 Völker. Zum Unternehmen gehört der Maracuja - Anbau in Heckenform. Die Blüten sind gerade zu bewundern.

Nach der Mittagspause wird sie endlich wahr: Unsere Wal-Beobachtung! Mit einem Katamaran geht die Fahrt ab in Richtung Tummelplatz für Meeressäuger. Die Besatzung weiß aus Erfahrung, wo sich die Finnwale, Killerwale, Blauwale, Pottwale oder die Delphine gerne aufhalten und auf die menschlichen Boote warten. Auf der Brücke unseres Katamarans steht die junge Guide und ruft ihre Erklärungen ins Mikrofon, während wir uns an Deck an Eisenstangen festklammern und versuchen, Wale im Meer zu entdecken. Plötzlich zeigt sich eine spitze, hohe Rückenflosse, die sich dem Tempo des Bootes anpasst. Sie gehört zu einem Großen Schwertwal, auch Orca oder „Killerwal“ genannt. Auch Delfine konnten wir beobachten, was für ein Erlebnis!

 

 

In der Nacht regnet es. Wenn wir in unseren letzten Tag auf Sao Miguel starten, scheint wieder die Sonne, hell glänzend und warm. Wir erkunden heute den Norden und Osten der Insel.

Zuerst besichtigen wir eine Teeplantage und die Firma, in der der Tee für den Verkauf aufbereitet wird. Man hat einen ganz anderen Bezug zu einem Lebensmittel, wenn man gesehen hat, wo und wie es wächst, wie viel Sorge, Mühe und Zeit es kostet, bis es erntereif ist und schließlich erfährt, was noch alles getan werden muss, bis es verzehrfertig ist.

Weiter geht es zum Ponta do Sossego – eine parkähnliche Steilküste mit schönen alten Bäumen, Blumen und Meeresblick. Hier machen wir ein Picknick. Es ist alles schon vorbereitet unter dem Dach des offenen Pavillons, wir brauchen nur zuzugreifen: Wein und Brot, Fleisch, Käse, Salate und allerlei Leckereien.

Auf einem neuen Aussichtspunkt setzen wir uns in die Runde und verabschieden unseren Reiseleiter und unseren Fahrer und bedanken uns mit Gesang für ihre Liebenswürdigkeit und Zuverlässigkeit, für ihr Können und ihre Kenntnisse, an denen wir partizipieren durften. Unserem Reisebegleiter danken wir für die perfekte Organisation. Mit den Worten „Dass es uns gut geht, war Dir eine Herzensangelegenheit.“, würdigten wir seine Verdienste um diese wirklich gelungene Reise, an der auch der ReiseService Vogt einen bedeutenden Anteil hat.

 

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Ihre Azoren-Expertin
Marina Schmidt
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